ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine der häufigsten neuropsychologischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Sie kann jedoch auch bei Erwachsenen fortbestehen. Für Eltern und Therapeuten ist es wichtig zu verstehen, was ADHS ausmacht, wie man damit leben kann und welche therapeutischen Ansätze wirklich helfen. In diesem Blogbeitrag gehen wir auf die Grundlagen der Störung, die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten und nützliche Tipps für den Alltag ein.
Was ist ADHS?
ADHS ist eine komplexe Störung, die vor allem durch Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren, Aufgaben zu beenden und in sozialen Situationen angemessen zu reagieren. Es gibt drei Haupttypen von ADHS:
Die genaue Ursache von ADHS ist noch nicht vollständig geklärt, aber genetische Faktoren und Umweltfaktoren wie frühe Traumata oder belastende Lebensumstände spielen eine Rolle. Wichtig ist zu wissen, dass ADHS keine „Charakterschwäche“ ist, sondern eine ernstzunehmende neurobiologische Störung.
Wie kann man mit ADHS leben?
ADHS betrifft nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Die Symptome können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen, vor allem in Bereichen wie Schule, Beruf und soziale Beziehungen. Dennoch ist ein Leben mit ADHS möglich – und zwar erfolgreich. Hier sind einige wichtige Tipps, wie man den Alltag besser gestalten kann:
1. Struktur und Routine
Einer der wichtigsten Faktoren, um mit ADHS zu leben, ist eine klare Struktur. Das bedeutet, feste Zeiten für Aufgaben und Aktivitäten zu haben. Visualisierungen, wie zum Beispiel Kalender oder To-Do-Listen, helfen dabei, den Überblick zu behalten und Ablenkungen zu minimieren.
2. Aufgaben in kleine Schritte unterteilen
Menschen mit ADHS fühlen sich oft von großen Aufgaben überwältigt. Ein hilfreicher Ansatz ist es, diese Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte zu unterteilen. So wird das Gefühl der Überforderung vermieden, und die Motivation bleibt erhalten.
3. Weniger Ablenkung im Umfeld
Ein ruhiger Arbeitsbereich ohne unnötige Ablenkungen kann dabei helfen, die Konzentration zu steigern. Bei Bedarf können Kopfhörer verwendet werden, um Umgebungsgeräusche auszublenden, oder auch spezielle Konzentrationsmusik kann nützlich sein.
4. Achtsamkeit und Selbstreflexion
Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder tiefes Atmen können helfen, den Geist zu beruhigen und Impulse besser zu kontrollieren. Auch das Erlernen von Selbstreflexion hilft dabei, die eigenen Verhaltensweisen und Bedürfnisse besser zu verstehen und darauf angemessen zu reagieren.
5. Gesunde Ernährung und Bewegung
Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind nicht nur für die körperliche Gesundheit wichtig, sondern auch für das psychische Wohlbefinden. Sport kann dabei helfen, überschüssige Energie abzubauen und das Gehirn mit Sauerstoff zu versorgen, was die Konzentration fördert.
Therapieansätze bei ADHS
Die Therapie von ADHS ist oft vielschichtig und individuell. Sie kann medikamentöse Behandlungen, Psychotherapie sowie verschiedene unterstützende Maßnahmen umfassen. Hier sind die wichtigsten Ansätze:
1. Medikamentöse Therapie
Medikamente, wie Stimulanzien (z.B. Methylphenidat) und nicht-stimulanzienhaltige Medikamente (z.B. Atomoxetin), sind häufig die erste Wahl zur Behandlung von ADHS. Diese Medikamente wirken auf die Neurotransmitter im Gehirn und helfen, die Symptome zu lindern. Sie sind in der Regel gut verträglich, jedoch ist es wichtig, dass die Dosierung regelmäßig überprüft wird.
2. Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie ist ein wichtiger Bestandteil der ADHS-Behandlung. Sie konzentriert sich darauf, das Verhalten von Kindern oder Erwachsenen positiv zu verändern. Durch gezielte Interventionen werden beispielsweise Impulskontrolle und soziale Fähigkeiten trainiert. Eltern können lernen, wie sie das Verhalten ihres Kindes mit Belohnungssystemen und klaren Regeln steuern können.
3. Ergotherapie
Ergotherapie zielt darauf ab, den Alltag von Menschen mit ADHS zu erleichtern. Sie kann helfen, motorische Fähigkeiten zu verbessern, Konzentration zu steigern und mit Stress besser umzugehen. In der Ergotherapie werden oft auch Strategien zur besseren Organisation und zur Förderung von Selbstständigkeit erarbeitet.
4. Familientherapie
ADHS betrifft nicht nur die betroffene Person, sondern auch die Familie. Eine Familienberatung kann dazu beitragen, Missverständnisse und Konflikte im Umgang mit ADHS zu lösen. Eltern erhalten Unterstützung, wie sie das Kind im Alltag begleiten können, ohne es zu überfordern oder falsche Erwartungen zu haben.
5. Coaching und Psychoedukation
Coaching für Erwachsene mit ADHS oder für Eltern von betroffenen Kindern kann sehr hilfreich sein. In Coachingsitzungen lernen die Teilnehmer, wie sie ihre Stärken nutzen und mit ihren Schwächen umgehen können. Psychoedukation hilft dabei, das Verständnis für die Störung zu vertiefen und praktische Tipps für den Umgang mit ADHS im Alltag zu geben.
Was ist wichtig im Umgang mit ADHS?
1. Geduld und Verständnis
ADHS kann die betroffenen Personen frustrieren und selbstbewusstseinsmindernd wirken. Für Eltern und Therapeuten ist es wichtig, Geduld zu haben und Verständnis zu zeigen. Negative Reaktionen wie Strafen oder zu hohe Anforderungen führen oft zu noch mehr Stress und können das Selbstwertgefühl weiter schädigen.
2. Stärken erkennen und fördern
Jeder Mensch mit ADHS hat auch Stärken. Kreativität, Energie und Problemlösungsfähigkeiten sind häufige Talente von Menschen mit ADHS. Diese Stärken sollten erkannt und gezielt gefördert werden, um das Selbstbewusstsein zu stärken und die Motivation zu erhalten.
3. Individuelle Anpassung der Therapie
Es gibt keine „One-Size-Fits-All“-Lösung für die Behandlung von ADHS. Daher ist es wichtig, dass Therapieansätze individuell angepasst werden. Was bei einem Kind oder Erwachsenen gut funktioniert, kann bei jemand anderem weniger effektiv sein.
4. Aufklären und informieren
Wissen ist Macht – vor allem im Umgang mit ADHS. Eltern und Therapeuten sollten sich kontinuierlich über neue Erkenntnisse zur Störung und deren Behandlung informieren, um die bestmögliche Unterstützung zu bieten.
Fazit: Ein Leben mit ADHS ist möglich
ADHS stellt für viele Familien und Therapeuten eine große Herausforderung dar. Doch mit der richtigen Unterstützung, einer gut abgestimmten Therapie und einem Umfeld, das Verständnis zeigt, ist es möglich, mit ADHS erfolgreich zu leben. Die Kombination aus Medikamenten, Verhaltenstherapie, praktischen Alltagstipps und einem positiven, geduldigen Umgang mit den betroffenen Personen bildet den Schlüssel für einen positiven Verlauf der Störung.
Eltern und Therapeuten sollten stets das individuelle Wohl des Kindes oder Erwachsenen im Blick behalten und den Weg der Unterstützung gemeinsam gehen. So wird das Leben mit ADHS nicht nur machbar, sondern auch erfüllend.
©Andreas Südfeld. Alle Rechte vorbehalten.
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